| |||||
| |||||
Neufitagebuchteil 3 Neulich fragte mich ein Kollege, warum ich mir denn noch so ein
Riesentier angeschafft habe.
Im Gegensatz zu Thula strotz Sandmann vor Energie. Wann immer es möglich ist, irgendeinen Blödsinn zu verzapfen, ist Sandmann dabei. Hatte ich vor 2 ½ Jahren alle Teddybären aus der Diele in Sicherheit gebracht, so waren es bei Sandmann nun alle Pflanzen. Buddeln ist seine Leidenschaft, egal wie groß oder wie klein der Topf oder die Stelle draußen ist. Einmal hat er es über Nacht geschafft eine 1,70 m hohe Zimmerpalme in einem schweren Keramiktopf nicht nur fachgerecht auszugraben, (der Topf blieb völlig unversehrt) sondern auch noch in handliche 10 Zentimeterstückchen zu zerlegen. Man konnte rein gar nichts mehr davon rekultivieren... Mit unseren Katzen steht Sandmann heute auch noch auf Kriegsfuss. Er kann es einfach nicht sein lassen, sie zu jagen. Schon als er selbst kaum größer als ein hopsender Schuhkarton war, schoss er diesen Minitigern solange hinterher, bis sie unter einem schützenden Auto Zuflucht fanden. Sandmann lag dann bis zur Hälfte seines Rückrades unter dem Auto und kläffte die Miezen heiser an. Da unsere Auffahrt größtenteils aus Schotter besteht, dachte er wahrscheinlich, er könne sich zu dem Objekt der Begierde durchgraben und wühlte los. Bis er bemerkt hatte, das die Katze längst das Weite gesucht hatte, war ein weiteres Loch in unserer Auffahrt... Inzwischen ist Sandmann viel zu groß für diese Gymnastik, unterm Auto kann er bestenfalls noch die Katze ansehen, wenn er sich davor flach auf den Bauch legt. Mit der Nase heraussaugen war noch nie erfolgreich, also hat er sich inzwischen darauf spezialisiert, die Katzen statt unter ein Auto in die Scheune zu scheuchen, wo sie dann zu seiner Enttäuschung meistens senkrecht auf die Heuballen flüchten. Als Ausgleich frißt er ihnen dafür den Napf abends leer. Ätsch.
Manchmal ist es ganz schön schwierig, die beiden auseinanderzuhalten. Okay, der Rüde trägt die Rute nach oben gekringelt und hat den etwas spitzeren Kopf und geht immer leicht hüpfend, wärend Thula, typisch Weib, beim Spazierengehen immer neckisch aber ganz entspannt mit dem Hinterteil wackelt, nur wenn beide Bären erschöpft auf dem Rasen, in der Diele oder sonstwo im Schatten ihr Mittagsschläfchen halten, ist es auch für Insider schwer, zu erkennen, wer wer ist. Sandmann hat eine schwarzgefleckte Zunge, aber die hängt auch nicht immer raus. Oft genügt dann ein leiser Ruf des Namens. Wärend bei Sandmann Thula sich garantiert nicht angesprochen fühlt und höchstens mal ein Auge öffnet, kommen beim Ruf Thula hundertpozentig beide angelaufen. Sandmann könnte ja sonst was verpassen! Natürlich soll ein Hund auf seinen Namen hören und lernen was er darf und was er nicht darf, keine Frage. Vor allem wenn er das Gewicht und die Größe so eines Hausbären hat. Macht ein Dackel irgendeinen Mist, nimmt man ihn am Kragen und schüttelt ihn ein wenig durch. Schon hat der Zwerg verstanden, wer der Boss ist. Wer schon mal versucht hat einen Zentner hüpfenden Hund am Nackenfell zu schütteln, wird mir bestätigen, dass das Handgelenk hinterher geschient werden muss und der Hund diese Aktion wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt., sofern er zwingend wichtig mit etwas anderem beschäftigt ist. (Fressen, fressen, Katzen jagen, fressen, Ball zerbeissen oder fressen.) Ich meine damit auf keinen Fall das Neufis nicht einfühlsam und gehorsam sind, im Gegenteil. Lasst es mich an einem Beispiel verdeutlichen: Gestern nach dem Grillen blieben zwei Würstchen und ein paar Hühnerflügel übrig. Natürlich sollen die Tiere nichts vom Tisch bekommen, aber das Essen war beendet und da ich bei einem 9 Personen Haushalt mt diesen Resten nicht wirklich viel anfangen kann, bekamen Thula und Sandmann nach dem Abräumen jeder eine Wurst. Sie beäugten natürlich erwartungsvoll noch den Rest des Tellers in meiner Hand , den ihre Nase ihnen längst verraten hatte, doch nachdem ich ihnen geduldig mitgeteilt hatte, dass ich ihnen Hühnerknochen nicht geben könne, weil sie gekocht splittern können und somit für Hunde nicht ohne Risiko seien, legten sie sich wieder in die Nähe des Tisches und taten so, als ob sie mich verstanden hätten und schlafen würden. Kenner wissen, das jeder Muskel von ihnen angespannt war, für das nun kommende Schauspiel. Unsere Katzen haben auch ein untrügliches Gespür für Grillabende, und eine nach der anderen kam um die Ecke marschiert und holte sich zum Abendessen einen Hühnerflügel ab. Und das ging so: Der Flügel flatterte mit leichter Unterstützung ca 2 Meter weit, direkt vor die Nase der Katze, die sofort herzhaft hineinbiss und die Beute für sich reklamierte. Nun gibt es verschiedene Katzentypen auf unserem Grundstück. Typ a) ist offenbar leicht sadistisch angehaucht, sie verzehrt den Hühnerflügel bis auf die Knochen vor den 1 Meter entfernt liegenden Hunden, denen der Sabber rechts und links aus dem Maul läuft. Sie weiß genau, das sie durch ihre Krallen die besseren Karten hat. Thula hat vor zwei Jahren ihre Nase in Katzenkrallen hineingesteckt und ist seitdem bestens informiert über diese Waffe. Sandmanns Nase ist wahrscheinlich nicht weniger empfindlich, aber noch um diese entscheidende Erfahrung ärmer, doch auch er liegt brav an seinem Platz. Typ b) ist die etwas schüchterne Katze, sie schnuppert milisekundenlang an der Beute, so als ob sie sich überlegen würde, ob es den Aufwand überhaupt wert ist, und hechtet dann mit ihr in die nahegelegene Scheune, um sie hundesicher zu verspeisen. Typ a) stellt ja kein Problem dar, aber bei den scheuen Katzen vom Typ b) ist es wichtig, Sandmann zum entsprechenden Zeitpunkt (Werfen des Hühnerflügels) durch ein gezieltes Nein noch einmal klarzumachen, das selbiger nicht für ihn, sondern für die Mietze ist. Findet Ihr zu kompliziert, weil man die Katzen auch woanders füttern könnte? Ich bin der Meinung, das ein Hund lernen muss, was Hundefutter und was kein Hundefutter ist. Einen lebenslangen Kampf um's Leberwurstbrötchen will ja auch keiner und intelligent genug sind Hunde nun allemal! Tja, und gestern war die Katze dann so ängstlich, das sie sich vor dem fliegenen Hühnerflügel tierisch erschrocken hatte, mit Klobürstenähnlichem Schwanz einen Satz rückwärts machte und ohne Beute ihr Heil in der Flucht suchte. Es dauerte ein paar Sekunden, in denen Sandmann, der am nächsten dran war, wohl überlegte, bin ich ein braver Hund ohne Leckerli oder ein böser Bub MIT Leckerli, entschied sich dann schließlich für Lösung zwei und sprang auf den verlassenen Hühnerflügel los. Mit einem Satz war ich hinterher und zu dem Zeitpunkt, an dem Sandmann das Teil im Maul verschwinden ließ, erreichte ich meinen Hund. Es ist ja wirklich nicht so, dass ich dem armen Tier das Hühnchen nicht gönne. Da er beim Fressen aber eh immer etwas hektisch ist, bin ich davon ausgegangen, das er es einfach runterschluckt. Keine gute Idee. Also klemmte ich seinen Kopf zwischen meine Knie, steckte links und rechts die Finger in sein Maul und brüllte Aus. Mit Muskelkraft hätte ich die mächtigen Kiefer ja nie auseinanderbekommen. Sandmann war in der Zwickmühle: Schlucken ging so nicht, loslassen wollte er das Viertel Gockel aber auch nicht. Ich weiß nicht wie lange wir uns so gezankt hatten, ich kam mir vor wie ein Rodeo-Reiter, denn Sandmann verteidigte seine Beute mit vollem Körpereinsatz. Thula sah uns interessiert zu. Sandmann hat dann doch nachgegeben, ohne einen meiner Finger mitzufressen. Hätte er sicher ohne Probleme machen können. Hat er aber nicht. Schwitz. Braver Hund! Zur Belohnung hab ich den angesabberten Flügel in die Mülltonne geschmissen und wir haben mit Sandmann eine Runde Fussball gespielt, da war er wieder versöhnt. Für mich beweist diese Aktion mal wieder, was für ein Vertrauen man in diese Riesenkerle haben kann. Einem fremden Hund hätte ich natürlich nicht mit acht Fingern ins Maul gepackt, nur um ein totes Huhn zu retten. Neufundländer sind vom Charakter und ihrer Liebenswürdigkeit her eben einmalig und ich würde niemals mehr eine andere Rasse in meine Familie aufnehmen. Spielen Eure Neufis eigentlich auch so gerne Ball? Ich meine nicht Bällchen holen oder so, sondern richtig Fussball. Ich habe zwei fussballverrückte Jungs in der Familie und bei 7 Kindern sind schnell 2 Teams gefunden, zumal Sandmann locker zwei Spieler ersetzt. Er spielt vierfüßig, ist Weltmeister im Dribbeln und Antäuschen und beim Sprint ist er von niemandem zu schlagen. Selbst wenn der Schuss übers ganze Spielfeld geht, jagt er wie der Wind hinterher. Das einzige, was Sandmann noch üben muss, sind die Elfmeterschüsse, da klaut er vor Abschuss gerne mal den Ball, aber man/ Hund Kann ja auch nicht alles können, oder? Soviel für heute. Wer zuhause auch mit so einem Bären das Leben teilt und lustige, spannende, schöne oder was auch immer für Geschichten erlebt hat, kann mir ja mal schreiben. Vielleicht machen wir gemeinsam ein Buch daraus, damit all diese kleinen und großen Momente, die uns das Herz erwärmen, die Haare grau werden lassen oder die Lachmuskeln reizen, nicht vergessen werden. Freue mich auf Post von Euch unter kathrin@flyingbear.de! © Kathrin Leineweber April 2007 | |||||
| |||||
|
|||||
|
|||||
|
|||||
|